Kirche in Falkenrehde

„Falkenrehde ist eines jener lachenden Dörfer, deren die Mark, ganz im Gegensatz zu
ihrem Ruf; so viele zählt. Prächtige Linden ziehen sich zu beiden Seiten der Dorf-
straße hin, saubere Häuser, von Kürbis- oder Pfeifenkraut umsponnen, blicken
zwischen den Stämmen durch, und in nur kurzen Pausen rollen Postwagen und
Omnibusse auf und ab, die den Verkehr zwischen Potsdam und den
kleinen, aber wohlhabenden Städten des Havellandes unterhalten.“

(Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 3. Bd. Das Havelland)

Diese Idylle ist, zumindest was den Verkehr angeht, aus heutiger Sicht eher untertrieben, denn wer von Nauen über die B 273 nach Potsdam reist, durchfährt unweigerlich auf hochfrequentierter Straße das Örtchen Falkenrehde, wo die kleine Dorfkirche noch ein kunst- und kulturhistorisches Schattendasein fristen muss. Dabei fällt das erst 1992 restaurierte, rot gestrichene Gotteshaus westlich der Hauptstraße sofort ins Auge. Bereits um 1300 gab es einen sakralen Raum in Falkenrehde, und vermutlich steckt im breiteren Westteil des heutigen Gebäudes noch mittelalterliche Bausubstanz. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Saalkirche mit einer ursprünglich flachen Decke sowie dem üblichen Turm an der Westseite errichtet. Als Fontane an einem unwirtlichen, kalten Novemberabend des Jahres 1869 Falkenrehde besuchte, war er vor allem an dem Schaurig-Schönen der Kirche und an dem Geheimnis der Gruft interessiert: „Sie (die Kirche) machte einen spukhaften Eindruck, weil sie überall da, wo das Mondlicht durch die Scheiben fiel, so hell war wie bei Tage.

Daneben lagen breite Schattenstreifen. An den Wänden und Pfeilern hingen Totenkränze und Brautkronen mit ihren langen bunten Bändern. Es war, als bewegten sie sich bei unserem Eintreten.

Wir schritten nun zunächst auf den Altar zu, wo ich im Halbdunkel ein großes Bild zu bemerken glaubte. Wirklich, es war eine Kreuzigung, alles in Rokokomanier, und die Magdalene mit hohem Toupet und Adlernase sah aus wie die Frau von Pompadour. Ich darf sagen, dass das Unheimliche dieses Ortes durch diese Anklänge nur noch gesteigert wurde.“

In dieser Beschreibung arbeitet Fontane natürlich auf den gruseligen Höhepunkt seiner Kirchenbegehung hin: Denn in der heute nicht mehr zugänglichen Gruft liegt der Leichnam eines Enthaupteten, über dessen Identität selbst der wandernde Dichter nichts herauszufinden vermochte. Der legendäre, dort ursprünglich vermutete Generalmajor Ernst von Weiler (1620 - 1692) soll es jedoch nicht gewesen sein. Im Jahre 1910 kam es dann zu einschneidenden Umbauten, die zu dem jetzt noch sichtbaren Zustand der Kirche führten. So entschloss man sich, die oberen Geschosse des alten barocken Westturms abzutragen und stattdessen an der Nordostecke einen neuen Turm mit geschweifter Haube zu bauen.

Hinzu kamen auch zwei Anbauten auf der Südseite: die Gutsherrenloge des damaligen Pächters von Falkenrehde, Amtsrat Mankiewicz, und die Vorhalle zum Kirchenschiff. Das äußerlich eher schlichte Gebäude zeigt im Inneren eine erstaunlich aufwendige Ausschmückung. Die seit 1910 leicht tonnengewölbte Decke wurde zu dieser Zeit mit neobarocker Malerei ausgestattet: Die wie schwerer Stuck wirkenden großen Felder rahmen das Lamm mit Siegesfahne und die Taube inmitten von Wolken. Zu der als geschlossene Einheit zu betrachtenden Einrichtung gehören ferner der Altar mit der um 1910 von Karl Makowitschka gefertigten Kopie nach Correggio „Die Heilige Nacht“ (Original von 1522-30, Dresdner Gemäldegalerie), die Altarschranken und die kulissenartig wirkende Abgrenzung zum hinteren Altarraum, die beiden sich gegenüberliegenden Logen für die Gutsherren- und Pfarrersfamilien, die Kanzel sowie die zur Zeit nicht voll funktionsfähige Schuke-Orgel. Das einzige ältere, aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende, lange auf dem Kirchenboden gelegene Ausstattungs-stück ist die freihängende Taufe, die recht originell wirkt: An zwei vergoldeten Eisenbügeln, die als Blattranken, Rocaille und Putten geschmiedet sind, hängt die runde Holzplatte, auf der die Taufschale steht. Außerdem kamen zur Einweihung im Oktober 1910 ein silbernes Kruzifix sowie zwei Altarleuchter als Geschenke des Prinzen Heinrich nach Falkenrehde.